Rede zur Einweihung des Stolpersteins für Karl Ruggaber in Bad Cannstatt

15.04.2013

Rede zur Einweihung des Stolpersteins für Karl Ruggaber in Bad Cannstatt

(Es gilt das gesprochene Wort)

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

Die SPD feiert im Jahr 2013 ihr 150 jähriges Jubiläum. Die Sozialdemokraten haben über eineinhalb Jahrhunderte für Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie gekämpft.

Die dunkelste Seite der deutschen Geschichte, auch die wohl schwierigste Phase der SPD nahm ihren furchtbaren tatsächlichen Anfang, als der Reichstag von Berlin vor 80 Jahren am 23.03.1933 das Ermächtigungsgesetz beschloss. Die SPD stimmte damals als einzige Partei geschlossen dagegen und doch ist es uns nicht gelungen die darauffolgenden schrecklichen Taten der Nationalsozialisten zu verhindern.

Oftmals hört man in diesem Zusammenhang Otto Wels berühmte Worte „Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht!“.

Im Zusammenhang mit der Ablehnung gegenüber dem Nationalsozialismus reden  die meisten heute über die Bekannten, wie Otto Wels, selten wird jedoch vom Schicksal derjenigen berichtet, die nicht so sehr im Rampenlicht standen, aber sich dennoch entschlossen gegen das NS-Regime stellten.

Wir sind hier heute in Bad-Cannstatt zusammengekommen um mit der Stolpersteinverlegung einem  besonderen Menschen zu gedenken, der in den Erinnerungsreden bisher nicht so häufig als tapferes Opfer des Nationalsozialismus erwähnt wird. Umso mehr verdient er es. Wir sind hier heute zusammengekommen, um dem ehrenvollen und tapferen Menschen Karl Ruggaber zu gedenken.

Karl Ruggaber engagierte sich bereits vor dem ersten Weltkrieg im Metallarbeiterverband und war zudem Vorsitzender des Ravensburger Arbeiterrates, was hier bereits seine große Einsatzbereitschaft in der Gesellschaft und der Politik zeigte.

Karl Ruggaber wirkte als Gauführer des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold am Widerstand gegen die Nationalsozialisten mit, als sich der  Reichsbanner mit dem  Arbeiter-Turn- und Sportbund sowie dem Allgemeinen Deutscher Gewerkschaftsbund im Jahre gegen die Gewalttaten der SA zusammenschloss. Somit bewies er eindrucksvoll seinen Mut, sich gegen die Extremitäten der Nationalsozialisten zu stellen.

Karl Ruggaber war Mitglied der Württembergischen Landesversammlung und von 1922 bis 1933 saß er als Sozialdemokrat im Württembergischen Landtag.

Hiermit bewies Karl Ruggaber Mut, sowie Entschlossenheit und versuchte die Ideen der Freiheit und Gerechtigkeit umzusetzen.

Zu Beginn meiner Rede habe ich auf das 150 jährige Bestehen der SPD hingewiesen.

Wenn man als Sozialdemokrat der jüngeren Generation heute an den Sozialdemokraten Karl Ruggaber denkt, der in der schwierigsten Phase des 150 jährigen Bestehens, ungeheuren Mut und viel Ehre bewies für seine Werte zu kämpfen, kann man nicht fühlen wie viel Schmerz er dafür erleiden musste.

Karl Ruggaber wurde nicht nur eine weitere politische Entfaltung verwehrt, sondern die skrupellose Brutalität der Nationalsozialisten führte ihn bis in den Tod.

Auf offener Straße am 17. März 1933 verhaftet – und anschließend ins Konzentrationslager Heuberg gebracht. Die Deportation, die dort erlittenen, grauenhaften Misshandlungen durch die Nationalsozialisten nahmen Karl Ruggaber alles was man einem Menschen nehmen kann: seinen Namen, seine Identität, seine Freiheit und sein Leben.

Allen ist bewusst wie wichtig eine realitätsnahe Erinnerung an die schrecklichen Taten der Verbrechen der Nationalsozialisten auch für künftige Generationen sein muss. Durch Gedenkstätten sollen nicht nur uns, sondern auch Menschen künftig bewusst gemacht werden, wie in Zeiten der NS-Diktatur viele Menschen ermordet wurden und andere einfach weggesehen haben. Wir müssen garantieren, dass solche Verbrechen nie wieder geschehen.

Gedenkstätten, wie ein Stolperstein, sollen helfen, Menschen auch in künftigen Generationen dazu zu bringen, dass solch schreckliche Ereignisse durch ihr Handeln und Denken verhindert werden.

Ein Stück weit kann versucht werden Karl Ruggaber mit dieser Stolpersteinverlegung seinen Namen zurückgeben.

So bleibt Karl Ruggaber, uns allen, sowie den Menschen nachfolgender Generation als mutiger, tapferer und sich für die Freiheit einsetzender, wunderbarer Mensch, der sein Leben für seinen Mut und seine Werte opfern musste, in Erinnerung.

Zum Abschluss möchte ich mich bei Ihnen Herr Redies, sowie bei allen Beteiligten der Cannstatter Stolperinitiative recht herzlich bedanken. Sie ermöglichen diese Stolpersteinverlegung und daher auch das  Gedenken an  den wunderbaren Menschen Karl Ruggaber.

Vielen Dank