Angespannte kinderärztliche Versorgungssituation im Landkreis Böblingen

Florian Wahl: „Bedarfsplanung ist laut Gesundheitsministerium ausreichend, aber Eltern berichten von Versorgungsproblemen. Das passt nicht zusammen!“

In der Antwort zu einer Kleinen Anfrage, die der Böblinger SPD-Landtagsabgeordnete zur kinderärztlichen Versorgung im Landkreis Böblingen gestellt hatte, werden ambulante Versorgungsengpässe in naher Zukunft sichtbar.

Auch wenn in der Fachgruppe der Kinder-und Jugendärzt*innen nach der Bedarfsplanungsrichtlinie im Landkreis Böblingen aktuell keine Unterversorgung besteht, wird es in naher Zukunft zu dieser kommen: „Es besorgt mich zutiefst, dass rund ein Drittel der derzeit tätigen Kinder-und Jugendärzt*innen im Landkreis Böblingen in den kommenden Jahren voraussichtlich ausscheiden werden. Obwohl die Nachfrage nach kinderärztlicher Versorgung stetig steigt, mangelt es an gezielten Initiativen seitens der Landesregierung, um Ärzt*innen für eine Niederlassung und Anstellung im Landkreis Böblingen zu gewinnen. Wenn die Landesregierung jetzt nicht gegensteuert, wird sich die Situation massiv verschärfen!“

Hinzu kommt, dass das die Anzahl der offenen Kinderarztsitze seit 2020 von 1,0 auf 3,0 zugenommen hat. Zwar konnten die drei offenen Kinderarztsitze inzwischen vergeben werden, aber die Zahlen zeigen einen deutlichen Trend: „Die offenen Kinderarztsitze zeichnen ein prekäres Bild der Situation im Landkreis Böblingen. Wenn die Anzahl der offenen Kinderarztsitze innerhalb von vier Jahren um das Dreifache zunimmt, müssten bei allen politischen Entscheidungsträger*innen die Alarmglocken läuten. Es ist fatal, dass Minister Lucha diese Entwicklungen verschläft.“

Außerdem wurde in der Anfrage gefragt, wie sich die Anzahl der kooperativen Praxisformen (Berufsausübungsgemeinschaften, Praxisgemeinschaften und medizinische Versorgungszentren) im Landkreis Böblingen zuletzt entwickelt hat. Auch hier ist ein negativer Trend zu verzeichnen. Die Anzahl aller Praxisarten ist zwischen 2020 und 2024 von 18 auf 16 gesunken. Aufgeschlüsselt nach den einzelnen Praxisarten ist es ähnlich. Die Anzahl der Einzelpraxis ist zwischen 2020 und 2024 von 7 auf 5 und die Einzelpraxis mit Angestellten von 3 auf 1 gesunken. Lediglich bei den Berufsausübungsgemeinschaften gibt es einen positiven Trend. Hier ist ein Anstieg von 8 auf 10 im Jahr 2024 zu verzeichnen. Der Abgeordnete Wahl kommentiert die Zahlen wie folgt: „Immer mehr Ärzt*innen äußern den zunehmenden Wunsch nach Teilzeitarbeit und Beschäftigungen in Angestelltenverhältnissen. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels müssen wir diesen Wünschen stärker Rechnung tragen. Das Land muss endlich Modelle erarbeiten und fördern, wie unter den veränderten Bedingungen Niederlassungen attraktiver gestellt werden können“.

Der Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion Dr. Tobias Brenner ergänzt weiter zur kinderärztlichen Versorgungssituation im Landkreis Böblingen: „Auch der neue Kreistag und die Gesundheitskonferenz des Kreises müssen sich des Themas nach Vorliegen eines noch vom alten Kreistag beauftragten Gutachtens vorrangig annehmen und entscheiden, wie der Landkreis unterstützten kann, etwa mit Stipendien oder Zuschüssen“.