Debatte – Beteiligung von Jugendlichen in Baden-Württemberg – Ergebnisse des Jugendlandtags – beantragt von der Fraktion der CDU, der Fraktion GRÜNE, der Fraktion der SPD und der Fraktion der FDP/DVP

(Es gilt das gesprochene Wort)

Abg. Florian Wahl SPD:
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen und – heute vor allem – liebe Kolleginnen und Kollegen vom Jugendlandtag! Euch, die ihr da hinten sitzt, möchte ich ganz besonders begrüßen. Denn in den letzten beiden Tagen habt ihr zu unserem Haus und zu unserer Arbeit gehört.
Ich hoffe, die Arbeit bringt euch etwas. Aber sie bringt auch uns etwas. Das haben wir auch in den Workshops gestern Abend festgestellt, wo ihr z.B. angemerkt habt, dass wir soreden sollen, dass es die jungen Leute auch verstehen. Ich glaube, das können wir uns alle hier zu Herzen nehmen und in Zukunft vielleicht auch danach handeln.


Für mich war es übrigens auch eine neue Erfahrung; das möchte ich an dieser Stelle dazusagen. Denn ich saß hier in einem lebendigen Plenarsaal und bin zum ersten Mal einer der Ältesten gewesen. Jetzt weiß ich nicht, wie man sich hier in ein paar Jahren vielleicht fühlt.


Aber das Thema, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist sehr ernst, und es ist sehr wichtig, dass dieser Jugendlandtag stattfindet. Herzlichen Dank, dass ihr euch engagiert. Denn Kinder und Jugendliche sind die Menschen, die voraussichtlich am längsten mit den Entscheidungen, die die Politik, die die Gesellschaft trifft, und deren Folgen leben müssen.
Das gilt nicht nur für die Entscheidungen, die die jetzige Lebenslage von euch und den jungen Leuten aktuell betreffen, also für die Fragen: Was passiert in der Schule? Wie sieht es mit einem Ausbildungsplatz aus? Was passiert mit dem Jugendtreff? Das gilt vielmehr auch für die Entscheidungen, die langfristige Auswirkungen haben. Da geht es auch um technische Themen, mit denen ihr euch jetzt vielleicht noch nicht auseinandergesetzt habt, wie z.B. Bebauungspläne, Infrastrukturfragen, Energieversorgung, aber auch um die Themen Staatsverschuldung oder Integrationspolitik. Deswegen ist es uns von der SPD-Fraktion wichtig, dass ihr in die Beteili-
gungsprozesse einbezogen seid – und eben nicht nur Erwachsene.
Vor allem müssen wir versuchen, euch, die jungen Menschen, dort zu erreichen, wo euer Leben stattfindet. Das sind die Schulen, das sind die Vereine, das sind die Jugendorganisationen, aber eben auch – wir hatten es gestern im Workshop –das Internet und die neuen Medien. Auch müssen wir versuchen, so zu sprechen, dass wir euch erreichen, ohne uns andererseits irgendwie anzubiedern. Das ist, denke ich, auch eine wichtige Aufgabe, vor der wir stehen.
Da sind wir auch auf euren Rat, auf eure kritische Rückmeldung angewiesen. Herzlichen Dank, dass ihr uns dabei helft.
Aber Jugendpolitik und Kinderpolitik hat eben nicht nur eine reine Funktion für die Jugend selbst. Deswegen sind mir auch die aktive Beteiligung und die Partizipation so wichtig. Denn
sie schaffen ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Sie schaffen ein Gefühl, dass ihr zu Baden-Württemberg, zu eurer Kommune, zu eurer Stadt gehört und mitgestalten könnt.
Deswegen müssen wir uns gemeinsam dafür einsetzen, Artikel 12 der UN-Kinderrechtskonvention, die in Deutschland inzwischen vollständig gilt, auch hier in Baden-Württemberg umzusetzen. Deswegen haben wir in unserem Koalitionsvertrag vereinbart, die Beteiligungsrechte von Kindern und Jugendlichen in der Gemeindeordnung verbindlich zu verankern. Mir ist es wichtig, dass sie verbindlich verankert sind.

Dies haben wir gemacht. Denn es ist wichtig, euch einzubinden, und zwar dauerhaft und nicht dann, wenn es einem Bürgermeister oder einem Gemeinderat schmeckt nach dem Motto: „Wenn es unangenehm ist, berufen wir ein Forum lieber nicht ein.“ Das muss gewährleistet sein. Deswegen ist es mir persönlich ein wichtiges Anliegen, dass diese Beteiligungsrechte auch beim Thema Kinderrechte mit in der Landesverfassung verankert werden. Ich hoffe, dass wir in diesem Haus noch mehr Leute davon überzeugen können, dass wir dies gemeinsam auf die Reihe bekommen müssen.
Die Kollegen haben dargelegt, was wir alles für euch gemacht haben, von der Änderung der Gemeindeordnung bis hin zum Wählen ab 16 Jahren. Ich glaube, wir sind uns mit den jungen
Leuten sehr einig, dass dies wichtige Schritte sind.
Ein bisschen schade finde ich, dass zur jetzigen Debatte die Abschlussresolution noch nicht vorliegt. Denn über sie hätten wir jetzt an dieser Stelle eigentlich auch reden können. Eure
Vorschläge hätten es verdient, dass wir dazu noch einmal konkret eine Aktuelle Debatte führen.
Vielleicht, lieber Kollege Schreiner, können wir uns einigen, dass wir dies später – vielleicht nach der Sommerpause – nachholen.
Dann können wir gemeinsam noch einmal konkret über eure Forderungen sprechen, damit sie nicht untergehen und ihr seht: Wir nehmen nicht nur euch ernst, sondern wir nehmen
die Themen auch auf. Denn ihr seid ein Teil von Baden-Württemberg. Wir brauchen euch genauso dringend, wie ihr wahrscheinlich eine ordentliche Politik braucht. Deswegen sollten
wir uns zusammenschließen und gemeinsam etwas Tolles erreichen.
Ich darf den früheren Ministerialdirektor Rolf Lehmann zitieren. Er sagte immer: „Wer eine Jungschar leiten kann, der kommt auch mit einem Ministerium klar.“
Vielleicht war auch der Jugendlandtag ein erster Bestandteil, dass vielleicht einer von euch einmal hier sitzt. Baden-Württemberg würde das guttun.
Herzlichen Dank.