„Frauen gründen seltener – aber sie schaffen Arbeitsplätze und brauchen gezieltere Förderung“

Auf eine Anfrage des Böblinger Landtagsabgeordneten Florian Wahl (SPD) zu Unternehmerinnen im Landkreis Böblingen antwortete das Wirtschaftsministerium nun mit aktuellen Zahlen und Einschätzungen zur Situation von Gründerinnen und Unternehmerinnen in der Region. Die Ergebnisse zeichnen ein differenziertes Bild – mit viel Potenzial, aber auch klaren Herausforderungen für die wirtschaftliche Gleichstellung von Frauen.

Laut den vorliegenden Daten liegt der Anteil von Frauen an der Gesamtzahl der Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region Stuttgart, zu der auch der Landkreis Böblingen zählt, bei rund 34 Prozent. Die Datenlage bezieht sich dabei auf die gesamte Region Stuttgart, da detaillierte Zahlen ausschließlich für den Landkreis Böblingen nicht erhoben werden. Auffällig ist: Frauen sind unternehmerisch fast ausschließlich im Dienstleistungssektor tätig. Besonders häufig vertreten sind sie laut Ministerium im Bereich Handel, öffentlicher Verwaltung, Sozialversicherung, freiberuflicher und technischer Dienstleistungen sowie in sonstigen Dienstleistungen. Selten hingegen findet man Unternehmerinnen in Industrie und Baugewerbe.

„Gründerinnen bringen oft neue Perspektiven, soziale Innovationen und nachhaltige Geschäftsmodelle in die Wirtschaft“, betont Florian Wahl. „Damit dieses Potenzial besser ausgeschöpft werden kann, brauchen wir zielgerichtete Förderung, verlässliche Netzwerke und eine stärkere Sichtbarkeit erfolgreicher Unternehmerinnen – auch bei uns im Landkreis Böblingen.“

Die Entwicklung der vergangenen Jahre zeigt: Der Anteil unternehmerisch tätiger Frauen in der Region Stuttgart blieb trotz pandemiebedingter Schwankungen weitgehend konstant und bewegte sich zwischen 31 und 34 Prozent. Für den Landkreis Böblingen selbst liegen zwar keine separaten Zahlen vor, jedoch ist davon auszugehen, dass sich das regionale Bild auch dort widerspiegelt.

Ein wichtiges Thema ist die Gründungsquote – also der Anteil an Personen, die innerhalb eines Jahres ein Unternehmen gründen. Hier zeigen sich klare Unterschiede: 2024 lag die Gründungsquote bei Frauen im Landkreis Böblingen bei 0,8 Prozent, während Männer auf eine Quote von 1,6 Prozent kamen. „Das zeigt, dass Frauen bei der Gründung von Unternehmen noch immer strukturellen Hürden gegenüberstehen“, so Florian Wahl. Gleichzeitig sei es ein Beleg dafür, wie wichtig gezielte Fördermaßnahmen für Gründerinnen seien.

Die wirtschaftliche Relevanz von Unternehmen in Frauenhand ist dabei nicht zu unterschätzen: Von den etwa 30.000 von Frauen geführten Unternehmen in der Region Stuttgart beschäftigen immerhin rund 11.000 Betriebe auch Personal. Die meisten dieser Unternehmen sind kleine Betriebe mit maximal zehn Beschäftigten. Genaue Angaben zur Gesamtzahl der Beschäftigten oder zum Umsatz solcher Unternehmen liegen dem Statistischen Landesamt jedoch nicht vor.

Ein Lichtblick ist der Anteil von Frauen, die im Zuge einer Unternehmensnachfolge ein Unternehmen übernehmen: Im Landkreis Böblingen liegt dieser bei immerhin 25 Prozent und damit über dem Bundesdurchschnitt von 21,2 Prozent. Dennoch bleibt auch hier Luft nach oben. Spezielle Förderprogramme zur Unterstützung von Frauen bei der Gründung oder Übernahme von Unternehmen auf Landkreisebene existieren laut Landesregierung nicht. Frauen können jedoch auf eine breite Palette an landesweiten Angeboten zurückgreifen.

Insbesondere die Kontaktstellen „Frau und Beruf“, die in der Region Stuttgart auch für den Landkreis Böblingen zuständig sind, bieten umfangreiche Beratung, Informationen und Netzwerkveranstaltungen – etwa im Format „Gründerinnen Knowhow kompakt“. Zusätzlich stehen Frauen dieselben wirtschaftlichen Förderinstrumente offen wie Männern: Dazu gehören unter anderem die EXI-Gründungsgutscheine, die Meistergründungsprämie, Innovations- und Digitalisierungsprämien oder Programme der L-Bank. Auch Initiativen wie Start-up BW Pre-Seed oder die Invest BW-Förderung bieten Gründerinnen die Chance, ihre Ideen auf den Weg zu bringen.

Wahl kündigte an, sich weiterhin für die wirtschaftliche Stärkung von Frauen im ländlichen Raum einzusetzen. „Es geht nicht nur um Gleichstellung, sondern auch um die Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft“, so der SPD-Abgeordnete abschließend.