Lehrkräfteversorgung im Landkreis Böblingen: Florian Wahl stellt die Lage vor

Florian Wahl: „Lehrkräftestellen bleiben nach wie vor unbesetzt“

In der aktuellen Anfrage des Landtagsabgeordneten Florian Wahl (SPD) zur Lehrkräfteversorgung im Landkreis Böblingen, hat das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg umfassend Auskunft gegeben. Die Antwort des Ministeriums bezieht sich auf die Schuljahre 2021/2022, 2022/2023 und 2023/2024 und beleuchtet die Situation an den Schulen im Landkreis Böblingen hinsichtlich Schülerzahlen, Klassengrößen, Lehrkräftedeputate und unbesetzte Stellen.

Im Verlauf der drei Schuljahre stieg die Zahl der Schülerinnen und Schüler in Böblingen kontinuierlich an: Von 49.102 im Schuljahr 2021/2022 auf 50.457 im Schuljahr 2023/2024. Parallel dazu erhöhte sich auch die Anzahl der Klassen leicht von 2.150 auf 2.198. Besonders an den Grundschulen, die inklusive Grundschulen im Verbund agieren, war der Zuwachs signifikant, mit einem Anstieg der Schülerzahl von 14.230 auf 15.085 und der Klassenzahl von 686 auf 710.

Ein weiteres zentrales Thema der Anfrage war die Bildung von Klassen über dem festgelegten Klassenteiler. In den Schuljahren 2021/2022 bis 2023/2024 wurden an den Schulen im Landkreis Böblingen vereinzelt Klassen gebildet, die über den Klassenteiler hinausgingen, insbesondere an allgemeinbildenden Gymnasien und beruflichen Schulen.

Hinsichtlich der Lehrkräfteversorgung berichtete das Ministerium über die Anzahl der Deputate, die den Schulen im Landkreis Böblingen zur Verfügung standen. Im Schuljahr 2023/2024 waren dies beispielsweise 747 Vollzeitlehrereinheiten an den allgemeinbildenden Gymnasien und 584 an den beruflichen Schulen. Dennoch konnten nicht alle Lehrkräftestellen besetzt werden, insbesondere an den beruflichen Schulen, wo im aktuellen Schuljahr 11 Stellen unbesetzt blieben.

Der Bedarf an Krankheitsvertretungen sowie die Inanspruchnahme der Krankheitsvertretungsreserve wurde ebenfalls detailliert erörtert. So kamen im Schuljahr 2023/2024 insgesamt 19 Vollzeitlehrereinheiten aus der Krankheitsvertretungsreserve an Grund-, Haupt- und Werkrealschulen zum Einsatz. Die Zahl der geschlossenen Vertretungsverträge lag in diesem Bereich bei 35,67.

Florian Wahl lenkte zudem die Aufmerksamkeit auf die Mangelfächer im Landkreis Böblingen. „Die Mangelfächer differieren je nach Schulart, allerdings ist in den MINT-Fächern – besonders in Informatik und Physik – an allen Schularten der regional unterschiedlich stark ausgeprägte Bedarf größer als das Angebot an Lehrkräften,“ so Wahl. „Daneben werden in nahezu allen Schularten die Fächer Kunst und Musik stark nachgefragt. Im Bereich der Sonderpädagogik besteht ein strukturelles Defizit, das dringend angegangen werden muss.“

Die Antwort auf die Anfrage verdeutlicht zudem, dass die Herausforderungen in der Lehrkräfteversorgung auch den Einsatz von pensionierten Lehrkräften und Personen ohne Lehramtsausbildung erfordern. Im laufenden Schuljahr 2023/2024 wurden beispielsweise 137 Lehrerwochenstunden von pensionierten Lehrkräften an Grund-, Haupt- und Werkrealschulen geleistet. Gleichzeitig ist der Einsatz von Personen ohne Lehramtsausbildung gestiegen, insbesondere an Gemeinschaftsschulen, wo im aktuellen Schuljahr 548 Lehrerwochenstunden von fachfremden Lehrkräften abgedeckt werden mussten.

Florian Wahl kommentierte die Ergebnisse mit Besorgnis und betonte die Notwendigkeit, strukturelle Defizite in der Lehrkräfteversorgung anzugehen. Er appellierte an das Kultusministerium, verstärkt Maßnahmen zur Sicherung der Unterrichtsqualität zu ergreifen, insbesondere in den MINT-Fächern sowie im Bereich der Sonderpädagogik.