„Parteien werben bei Schülern für politisches Mittun“

Quelle: Schwäbische Zeitung von Claudia Rummel 09.05.2012

OCHSENHAUSEN Jugendliche zu politischen Engagement bewegen und sie in die aktive politische Mitarbeit einbeziehen: Das hat sich der Ring Politischer Jugend vorgenommen. Der Zusammenschluss von politischen Jugendverbänden lud zu einer Informationsrunde Politiker von fünf Parteien ans Gymnasium Ochsenhausen. Neben der zehnten Klasse des Ochsenhauser Gymnasiums und den Jahrgangstufen 1 und 2 war auch die neunte Klasse der Realschule gekommen.

Nach einer kurzen Vorstellung diskutierten fünf Politiker mit den Schülern. Von Lisa Rudolf wollten die Schüler mehr über die politischen Ziele der Jungen Piraten wissen. Sie seien gegen Atomkraft und für mehr Transparenz. Auch Krieg, EU und Bildung seien ihre Themen. Das war den Schülern nicht genug. „Wir müssen uns erst reintasten“, sagte Lisa Rudolf. Die Partei hat, so die junge Frau, innerhalb von einem Jahr einen großen Sprung gemacht, in einer so kurzen Zeit könne man nicht alles ausarbeiten.
Kompromiss sollte erklärt werden

Florian Wahl von der SPD fasste den Wahlerfolg der Piraten als Arbeitsauftrag an die eigenen Partei auf. „Ihr werdet nicht gewählt, weil ihr so toll seid, sondern weil wir so schlecht sind“, sagte er zu Lisa Rudolf. Es gebe viele Protestwähler, weil in der Gesellschaft ein Gefühl von Machtlosigkeit herrsche. Dies werde bestärkt, wenn die Politiker nach der Wahl etwas anderes machen würden, als sie vorher zugesagt hatten. In einer Koalition müsse man sich auf Kompromisse einlassen, diese müsse man aber erklären. Nur so könne man das Vertrauen der Wähler behalten. Diskutiert wurde auch über die Gemeinschaftsschule. Ein Schüler meinte, viele seien dagegen, aber die Entscheidung würde über ihre Köpfe hinweg getroffen werden. „Jede Schule entscheidet für sich selbst“, stellte Julia Mies von der Grünen Jugend klar. Außerdem sei es falsch, bereits im Alter von acht oder neun Jahren eine Entscheidung für sein Leben treffen zu müssen. Den Schülern am Gymnasium gehe es gut, sagte Mies. „Die Hauptschule hat nichts vom dreigliedrigen System.“
Florian Wahl von der SPD bemerkte, dass der Zusammenhang zwischen der eigenen Karriere und der der Eltern nirgends so stark sei wie in Baden- Württemberg. Längeres gemeinsames Lernen erhöhe die Chancen von Arbeiterkindern auf einen höheren Schulabschluss.
„FDP‘ler sind Freidenker“
Muhammed Cecen von den Jungen Liberalen betonte, er sei für Bildungsvielfalt und gegen die Gemeinschaftsschule. Hauptschüler sollen unter sich bleiben, Realschüler ebenso, sagte er. Von einem Schüler wurde er gefragt, warum er sich bei der FDP engagiere. „Ich möchte meinen eigenen Geist durchsetzen“, sagte er. Die FDPler seien laut Cecen Freidenker. Teilweise hatte er aber harte Worte für seine Partei. „Die alte FDP war schon ein dummer Haufen, teilweise“, sagte er. Die Jugend müsse etwas dagegen tun. Zur Atomkraft hat er keine klare Meinung. „Ich bin neutral, aber wenn ich wählen müsste, wäre ich dagegen.“