Rede zur Ausstellungseröffnung „110 Jahre SPD Waldenbuch, 150 Jahre SPD“

08.12.2013

Rede zur Ausstellungseröffnung „110 Jahre SPD Waldenbuch, 150 Jahre SPD“  in Waldenbuch

(Es gilt das gesprochene Wort)

Liebe Genossinnen und Genossen,

meine Damen und Herren,

liebe Freundinnen und Freunde der SPD,

sehr geehrter Herr Bürgermeister Lutz,

lieber Manfred Ruckh,

an erster Stelle möchte ich auf verschiedene Weise Dank loswerden.

Dank zunächst einmal an Sie alle für Ihr Interesse an der Geschichte der SPD, die in dieser tollen Ausstellung greifbar und erfahrbar gemacht wurde. Diese 150-jährige Geschichte ist ein wichtiger Bestandteil deutscher Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die SPD hat alle Höhen und Tiefen dieses Landes miterlebt, sie hat dieses Land selbst entscheidend mitgeprägt.

Mein Dank geht ebenso an die Verantwortlichen der Stadt Waldenbuch; dafür, dass diese Ausstellung hier im Rathaus gezeigt werden kann.

Ein Rathaus ist nicht nur Sitz der Verwaltung, sondern immer auch ein Haus für die Bürgerinnen und Bürger. Und diese Ausstellung ist ebenfalls nicht für die Funktionäre der SPD gestaltet worden, sondern für alle Menschen, die Interesse an der politischen Entwicklung unseres Landes haben. Ich möchte Sie alle ermuntern: nehmen Sie sich Zeit, um sich die Transparente anzusehen, die Ihnen 150 Jahre sozialdemokratischer Politik anschaulich machen. Und laden Sie auch Freunde und Bekannte ein, sich diese Ausstellung in den nächsten sieben Tagen anzusehen.

Schließlich bedanke ich mich ganz herzlich beim SPD-Ortsverein Waldenbuch und dem Vorsitzenden Manfred Ruckh für Euer großartiges Engagement. Kurz nach einem kraftraubenden Bundestagswahlkampf stellt ihr schon wieder die nächsten Aktivitäten auf die Beine und seid im städtischen Leben von Waldenbuch dauerpräsent! Solche Ortsvereine kann sich die SPD nur wünschen!

Meine Damen und Herren, die SPD begeht dieses große Jubiläum auf vielfältige Weise. Und während runde Geburtstage im hohen Alter zumeist ein Anlass für Ausgelassenheit und Freude sind, gedenken wir immer auch den dunklen Kapiteln in der Geschichte unseres Landes und unserer Partei.

Die Sozialdemokratie ist entstanden im Angesicht oder vielmehr als Reaktion auf die himmelschreiende soziale Ungerechtigkeit im Zeitalter der Industrialisierung. Und zugleich gegen die Rechtlosigkeit, die zahllose einfache Leute im Kaiserreich erdulden mussten. Die SPD hat gegen zwei deutsche Diktaturen gekämpft und zehntausende ihrer Mitglieder haben unter diesen Diktaturen gelitten.

Als Sozialdemokrat macht man es sich niemals leicht. Es ist vielleicht das Schicksal dieser Partei, in historischen Auseinandersetzungen immer an vorderster Front zu stehen und sich klar zu ihren Überzeugungen zu bekennen.

Die SPD hat sich niemals in die Büsche geschlagen, wenn es hart wurde. Sie hat niemals ihre Überzeugungen über Bord geworfen und sie hat sich nie vor schweren Entscheidungen gedrückt. Für diese Standhaftigkeit war die SPD jahrzehntelangen Verfolgungen ausgesetzt. Sie wurde beschimpft, geschmäht, Sozialdemokraten wurden als Vaterlandsverräter bezeichnet, und diese Partei wurde oft schon politisch totgesagt.

Das alles ist Teil unserer Geschichte. Diese Erfahrungen haben die Partei geprägt. Und ich möchte unterstellen, sie gibt uns eine besondere Sensibilität für das Unrecht, das in der Welt, aber auch in unserem Land immer noch zu viel Platz findet. Wir wissen besser als jede andere Partei, dass Menschen in Freiheit, sozialer Sicherheit und in Frieden leben müssen, denn für dieses Ziel kämpfen Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten seit 150 Jahren. Auch das zeigt diese Ausstellung.

Aber sie zeigt auch die positiven, die hellen Momente der deutschen Geschichte. Sie zeigt die Überwindung des Kaisertums und die Ausrufung der ersten Republik genauso wie die Wiedervereinigung Deutschlands, deren Grundlage Bundeskanzler Willy Brandt 20 Jahre zuvor mit seiner Politik der Annährung geschaffen hat.

Wenn man diese 150 Jahre deutscher Geschichte im Schnelldurchlauf erlebt, wie es diese Ausstellung ermöglicht, dann erlebt man möglicherweise ein Wechselbad der Gefühle. Zweifel, Wut und Hilflosigkeit finden hier genauso ihren Platz wie Freude und tiefe Gewissheit. Diese Gefühlslage kennt wahrscheinlich jeder Sozialdemokrat. Und ohne dem Mitgliedentscheid vorzugreifen, der gerade läuft: vielen von uns wird es ähnlich gehen, wenn sie über die neue große Koalition abstimmen müssen, die niemand von uns gewollt hat.

Vielleicht werden wir aber im Jahr 2063 zum 200. Jubiläum der Partei auch den Herbst 2013 und die schwierige Entscheidung über die große Koalition in einer solchen Ausstellung untergebracht sehen. Ich bin mir sicher, auch dann wird darin zu sehen sein, dass die SPD keine leichte Entscheidung getroffen hat, dass sie sich nicht vor ihrer Verantwortung gedrückt, dass sie diese Verantwortung angenommen hat.

Und dass sie nicht nur für sich selbst, sondern für alle Menschen entschieden hat, denen unsere Politik zugedacht ist. Das hat sich seit 150 Jahren nicht geändert.

Herzlichen Dank.