Deutlicher Zuwachs an Fällen von Partnerschaftsgewalt im Landkreis Böblingen registriert

Florian Wahl fordert anlässlich des Internationalen Weltfrauentags, gezielte Maßnahmen zur Bekämpfung von Gewalt in Partnerschaftsbeziehungen

Die Anzahl an Fällen der Partnergewalt im Landkreis Böblingen hat zwischen 2019 und 2022 um ca. 12 Prozent zugenommen und bewegen sich damit auf einem fast gleich hohen Niveau wie im Landesdurchschnitt (+13,1 Prozent zu 2021). Waren es 2019 noch 552 Fälle, so sind es 2022 bereits 618 Fälle gewesen. Das Gros der Fälle wird in Böblingen (2022: 130), Sindelfingen (2022: 95) und Leonberg (2022: 83) registriert.  

Florian Wahl kommentiert die besorgniserregenden Zahlen aus dem Antwortschreiben der Ministerien auf seine Kleine Anfrage wie folgt: „Gewalt in Partnerschaftsbeziehungen ist keine Privatsache, sondern ein strukturelles Problem, das sich durch alle gesellschaftlichen Gruppen zieht. Dass sich die Anzahl an Fällen der Partnergewalt bei uns im Landkreis Böblingen im dreistelligen Bereich bewegt und im Jahr 2022 66 mehr Fälle als 2019 registriert worden, bereitet mir große Sorgen. Auch die Tatsache, dass unser Landkreis aktuell kein Frauenhaus hat, spiegelt die gravierenden Defizite beim Schutz von Frauen vor Gewalt wieder“.

Die Ministerien räumten weiter ein, dass 2022 157 Maßnahmen zum Schutz vor Gewalt und Nachstellung nach § 1 GewSchG ausgesprochen wurden (2019: 153) und 45 Wohnungsüberlassung nach § 2 GewSchG erteilt wurden (2019: 39). Informationen über die Anzahl von Wohnungsverweisen nach dem GewSchG lägen hingegen nicht vor.

Der Abgeordnete wollte ebenfalls wissen, in wie vielen der oben genannten Fälle die Gewalttaten zu einer Anzeige führten.  Den Ministerien liegen keine statistischen Daten vor, wie viele der von Gewalt betroffenen Frauen eine Anzeige aufgegeben haben, eine Anzeige zurückgenommen haben oder wie viele Ermittlungen eingestellt wurden.

Das Ministerium berichtete außerdem, dass der Verein Frauen helfen Frauen e.V. Kreis Böblingen mit seinen zwei Fachberatungsstellen „Thamar (sexualisierte Gewalt)“ und „AMILA (häusliche Gewalt/Interventionsstelle bei häuslicher Gewalt)“ in den vergangenen drei Jahren mit 27.500 Euro (2021) sowie 30.000 Euro (2022 und 2023) gefördert wurde.

Abschließend betont Wahl: „Alle von Gewalt betroffenen Frauen und ihre Kinder müssen im Landkreis Böblingen Zugang zu Hilfs- und Schutzangeboten haben, was derzeit nicht der Fall ist. Ich fordere von der Landesregierung eine bessere Finanzierung von Fachberatungsstellen im Landkreis Böblingen und appelliere an den Landkreis, einen Antrag auf Landesförderung im Rahmen der VwV zur Förderung der Frauen- und Kinderschutzhäuser im Jahr 2024 zu stellen“.