Fachkräftemangel an Kitas: Das Land will zwar etwas tun, weiß aber nicht, wie viele Stellen überhaupt fehlen

Die Kultusministerin hat auf eine kleine Anfrage des Böblinger Abgeordneten Florian Wahl geantwortet, der wissen wollte, wie es um die Fachkräfteversorgung an Kitas im Kreis steht. Der Tenor dabei ist: „Das wissen wir auch nicht so genau.“

 

Bereits seit August 2013 besteht ein flächendeckender Rechtsanspruch auf Kita-Betreuung für Kinder ab dem zweiten Lebensjahr in ganz Deutschland. Sprich: Wer sein Kind gerne in der Kita betreuen lassen will, hat einen rechtlichen Anspruch darauf, auch einen Platz in der Kita zu bekommen.

Wer sich mit Böblinger Eltern unterhält, die Kinder im Kita-Alter haben, merkt allerdings schnell, dass die Realität anders aussieht. Seit letztem Jahr ist es auch offiziell: In der Stadt Böblingen allein fehlen etwa 400 Kita-Plätze.

Einer der Gründe dafür, dass diese Lücke seit Jahren nicht geschlossen wird, ist der allgegenwärtige Personalmangel an Kitas. Gerade während der Corona-Pandemie wurde an viele Stellen wieder ganz besonders deutlich, wie knapp bemessen die Personalsituation an vielen Einrichtungen ist. Im Fall von Krankheitsausfällen bekamen Eltern auch gern mal einen Anruf, dass sie ihr Kind doch bitte ein paar Stunden früher abholen sollten.

In dieser Situation dürfte man nun eigentlich erwarten, dass die Landesregierung mit Hochdruck an diesem Thema arbeitet – und nach eigenen Angaben tut sie das auch. „Aber wer nicht einmal weiß, wie viele Stellen eigentlich genau fehlen oder unbesetzt sind, kann doch auch nicht nachhaltig planen“, so Florian Wahl, SPD-Landtagsabgeordneter aus Böblingen.

In der Antwort auf eine kleine Anfrage von Wahl zur Fachkräftesituation an Kitas im Kreis Böblingen kommt nämlich vor allem zum Ausdruck, dass sowohl die Landesregierung als auch die Kommunen eigentlich recht wenig darüber wissen, was eigentlich fehlt.

Obwohl es laut der Anfrage im vergangenen Jahr 2021 eine Abfrage an alle 26 Kommunen im Landkreis Böblingen bezüglich der Stellenvakanzen an Kitas gab – wohlgemerkt erstmalig –, kann die Landesregierung keinerlei Zahlen diesbezüglich liefern. Es sei nur bekannt, dass gerade einmal 7 der 26 Kommunen angeben, „dass die Stellenvakanzen zeitnah oder mit nur kleinen Verzögerungen wiederbesetzen können.“ Sprich: Fast drei Viertel aller Städte und Gemeinden im Kreis finden kein passendes Personal für ausgeschriebene Stellen an Kitas.

Dies spiegelt sich auch darin wieder, dass die Zahl der Menschen ohne originäre Erzieherausbildung an Kitas im Kreis über die letzten Jahre kontinuierlich gestiegen ist.

„Die Landesregierung muss hier echt endlich in die Pötte kommen“, so Florian Wahl. „Es kann einfach nicht sein, dass der Rechtanspruch auf einen Kita-Platz seit acht Jahren besteht, das Thema aber immer noch nicht wichtig genug zu sein scheint, dass das Land überhaupt ausreichend Informationen hierzu einholt.“

Immerhin auf die Frage, an wen sich denn Betroffene wenden könnten, gibt die Landesregierung eine klare Antwort. Wer keinen Kita-Platz für sein Kind bekommt, kann direkt „gegen den örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe, in diesem Fall konkret gegen den Landkreis Böblingen“ klagen.