„Hospize müssen ins Zentrum der Debatte und nicht an den Rand“

Florian Wahl: „Das Land hat keine Ahnung, ob der Bedarf an Hospizen gedeckt ist oder nicht!“

Passend zur baldigen Grundsteinlegung des Hospizneubaus in Böblingen hat der Böblinger SPD-Landtagsabgeordnete Florian Wahl die Situation der stationären und ambulanten Hospize sowie der Palliativbetten in Krankenhäusern im Land abgefragt. Die Landesregierung sieht zwar den Bedarf an Hospizen gedeckt, aber statistisch kommt lediglich ein Hospizbett auf 45.000 bis 55.000 Einwohner*innen. „Angesichts des demographischen Wandels halte ich diese Zahl für nicht ausreichend“, so Wahl. Dies lasse sich schon allein anhand des aktuellen Kreispflegeplans des Landkreises Böblingen festmachen, der auch eine Bedarfsvorausschätzung für Pflegeplätze für das Jahr 2025 enthält. „Selbstverständlich kann man Pflege- und Hospizbedarf nicht gleichsetzen, aber eine Steigerung des Bedarfs an Hospizplätzen aufgrund der Altersstruktur im Landkreis lässt sich dadurch auf jeden Fall feststellen.“

Insgesamt gab es im Land im Jahr 2021 39 stationäre Hospize für Erwachsene sowie ein Kinderhospiz. Im Landkreis Böblingen gibt es 6 Palliativ- sowie 8 Hospizbetten. Die Landesregierung spricht von einer positiven Entwicklung. Mit Hilfe des Förderprogramms Palliative Care Baden-Württemberg konnten investive Maßnahmen an sieben Hospizen mit insgesamt 53 neuen Plätzen gefördert werden. Weiterhin teilte die Landesregierung mit, dass im Durchschnitt 25 Ehrenamtliche pro Hospiz tätig sind und in stationären Hospizen nur examinierte Alten- und Krankenpflegefachkräfte beschäftigt werden.

Was den Gesundheitspolitiker überrascht hat, war, dass das Land sich keine Mühe macht, einen Bedarfsplan für die Zahl an Hospiz- und Palliativbetten auszuweisen. „Es ist natürlich problematisch zu sagen, dass der Bedarf gedeckt ist, wenn man gar keinen Bedarfsplan vorweisen kann.“ Auch eine Ausweisung von Palliativbetten im Krankenhausplan des Landes ist nicht vorgesehen. „Aus meiner Arbeit als ehrenamtlicher Vorstand im Hospizverein weiß ich, dass das in Böblingen geplante Hospiz benötigt wird. Die Einschätzung des Landes halte ich daher für fragwürdig“, erklärt Wahl.

Darüber hinaus weiß das Land nicht, inwiefern die Planung stationärer Hospizplätze im Rahmen der Kommunalen Pflegekonferenzen diskutiert werden. „Dabei wäre gerade das sinnvoll, um mögliche zusätzliche Bedarfe erkennen zu können“, so Wahl.

„Für mich gehören Leben und Sterben eindeutig zusammen. Deshalb ist es wichtig, dass es Hospize gibt und diese ins Zentrum der Debatte und nicht an den Rand gerückt werden“, betont Wahl abschließend.