Land will Förderung der Berufseinstiegsbegleitung streichen

Florian Wahl: „Es ist vollkommen unverständlich und falsch, dass durch falsche Prioritätensetzung den Schwächsten die Chancen auf Unterstützung beim Berufseinstieg genommen werden!“

Das Land Baden-Württemberg möchte die Förderung der sogenannten Berufseinstiegbegleitung streichen. Das Programm bietet bislang vielen Jugendlichen durch individuelle Unterstützung die Chance, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Das beabsichtigte Ende der Förderung war ein Grund, für Florian Wahl und die SPD-Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg in einem Berichtsantrag nachzufragen, wie sie die Berufseinstiegsbegleitung einschätzt.

„Ein*e Berufseinstiegsbegleiter*in kann sich viel individueller als ein*e Klassenlehrer*in auf die Belange des zu Begleitenden einstellen und bedarfsgerecht unterstützen. Eine Einstellung der Förderung könnte bedeuten, dass es zu einem eklatanten Einbruch der Qualität der Förderung kommt, weil Lehrkräfte diese Arbeit schlicht nicht leisten können“, erklärt der Böblinger SPD-Abgeordnete. „Damit wird es Jugendlichen, die ohnehin nur schwer auf dem Ausbildungsmarkt Fuß fassen können, noch schwerer gemacht“, betont Wahl.

Wie die Landesregierung in der Antwort zum Antrag der SPD-Fraktion zur Berufsbegleitung schreibt, begleitet und fördert sie seit vielen Jahren eine erfolgreiche Berufseinstiegsbegleitung für leistungsschwächere Jugendliche der allgemeinbildenden Schulen. Diese Berufseinstiegsbegleitung dauert bis zu 30 Monate und begleitet individuell beim Übergang in den Beruf. In den Schuljahren 2020/2021 und 2021/2022 nahmen jeweils 124 Schulen bzw. 144 Schulen in Baden-Württemberg an dem Programm teil. Im Schuljahr 2021/2022 waren rund 1115 Schüler*innen in dem Programm angemeldet. Bisher wurde das Programm zu 50 Prozent durch die Bundesagentur für Arbeit und zu jeweils 25 Prozent durch das Land und Dritte finanziert. Für die volle Laufzeit geht das Kultusministerium von Kosten in Höhe von rund 9000 Euro pro Schüler*in aus. Die Kosten sollen jetzt, laut Antwort aus dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, eingespart werden.

Als Grund für das Ende der Bewilligung der Förderung nennt das Land die geringe Nachfrage. „Auch im Landkreis Böblingen haben wir nur sechs Schulen, die das Angebot nutzen. Aber dabei handelt es sich um Sonderpädagogische Bildungszentren und somit um solche Schüler*innen, die besonderen Bedarf an Unterstützung haben, um ihren Weg ins Berufsleben zu finden. Diesen jungen Menschen die Unterstützung einfach zu streichen, finde ich unverantwortlich“, so Wahl.

Der Ausstieg aus der Förderung wird auch damit begründet, dass die Berufsbegleitung und die Vorbereitung auf das Berufsleben in der Verantwortlichkeit der Lehrkräfte liegen. „Das kann nur funktionieren, wenn das Land für genügend Lehrer*innen sorgen kann“, merkt der Böblinger Abgeordnete an, und sagt weiter: „Das ist momentan nicht der Fall. Lehrende, vor allem an sonderpädagogischen Bildungszentren, können diese zusätzliche Arbeit derzeit nicht leisten.“

Das Loch, das die auslaufende Förderung des Landes bei der Berufseinstiegsbegleitung reißt, sollen, laut Aussage der Landesregierung, nun die Kommunen selbst tragen. „Es ist ungerecht, dass das Land so wenig Interesse an der Förderung leistungsschwächerer junger Menschen hat, dass sie alles an die Kommunen selbst abschieben. Von Bildungsgerechtigkeit und gleichen Bildungschancen kann dann keine Rede mehr sein!“