„Lehrkräftemangel an Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren ist beängstigend“

Florian Wahl fordert Landesregierung zum Handeln auf

Um sich ein aktuelles Bild der Lehrer*innenversorgung im Kreis Böblingen zu machen, hat der Böblinger SPD-Landtagsabgeordnete Florian Wahl eine kleine Anfrage an die Kultusministerin Theresa Schopper gestellt. Die Ergebnisse sind besorgniserregend, denn es wird deutlich: An allen Schularten und fast allen Schulen im Landkreis herrscht ein Mangel an Lehrkräften.

Auch die Krankheitsvertretungsreserve ist weiterhin nicht ausreichend. Zu Beginn des Schuljahres wird eine Reserve festgelegt, aus der sich die Schulleitungen Bedarf anmelden können, wenn Lehrkräfte ausfallen. Die so genannten KV-Verträge sind zusätzlich zur eigentlichen Reserve abgeschlossene Verträge. In der Antwort auf die kleine Anfrage zeigt sich, dass diese zusätzlich eingestellten Lehrkräfte bei weitem nicht ausreichen und stets durch zusätzliche KV-Verträge nachgesteuert werden muss. „Es kann nicht sein, dass immer nur nachjustiert wird. Das Land muss endlich mehr Lehrkräfte einstellen und die Krankheitsvertretungsreserve im notwendigen Maße ausbauen, so wie wir es auch in den Haushaltsverhandlungen gefordert haben, damit die Unterrichtsversorgung an unseren Schulen sichergestellt wird. Leider geschieht hier von Seiten der grün-schwarzen Landesregierung viel zu wenig.“, so der Abgeordnete.

Schwierigkeiten gibt es auch, für noch nicht besetzte Stellen passende Bewerber*innen zu finden: „Da auch für ausgeschriebene Vertretungsstellen kaum noch geeignete Personen zu finden sind, mussten zum Teil auch größere Klassen oder Gruppen gebildet werden. Dies ist auch im Bereich des Landkreises Böblingen der Fall.“ heißt es in der Antwort des Kultusministeriums. Die SPD-Fraktion fordert deshalb schon lange die Aufstockung von Studienplätzen im Lehramt, Unterstützung durch multiprofessionelle Teams und attraktivere Arbeitsbedingungen. Dazu gehört beispielsweise auch die Einstufung der Grundschullehrkräfte in die Besoldungsstufe A 13.

Obwohl die Landesregierung versucht, mit verschiedenen Möglichkeiten des Quer-, Seiten- und Direkteinstiegs gegenzusteuern, ist das für den Böblinger Abgeordneten nicht genug: „Das Land braucht eine Fachkräfteoffensive im Bereich der Lehrkräfte“, fordert er. „Durch den akuten Mangel an Lehrer*innen in allen Schularten ist der Unterrichtsausfall eklatant.“

Die Zahl der nicht besetzten Stellen an den Schulen im Landkreis ist besorgniserregend: An den Realschulen im Landkreis sind insgesamt 15 Stellen unbesetzt, an beruflichen Schulen 7, erheblich mehr als im letzten Schuljahr, in dem es jeweils 7 und 5 Stellen waren.

Besonders dramatisch stellt sich allerdings die Lage an den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) dar: Während laut Aussage des Kultusministeriums im Schuljahr 2021/2022 keine einzige Stelle unbesetzt blieb, fehlen zum Schuljahr 2022/2023 15 Stellen. Und das bei gleichbleibenden Schülerzahlen. „Gerade an Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren brauchen wir mehr Unterstützung in allen Bereichen“, so der Abgeordnete.

Ausdruck der Verzweiflung des Kultusministeriums ist auch, dass mehr als in jeder anderen Schulart Unterricht von bereits pensionierten Lehrkräften übernommen wird. An den SBBZ handelt es sich hier um etwa 165 Lehrerwochenstunden, an Realschulen um 46 Lehrerwochenstunden.

Weitere Maßnahmen, die bei anderen Schularten kurzfristig unternommen werden können, um einen Mangel zu beheben, wie etwa die Vergrößerung der Gruppengröße oder des Klassenteilers, sind in SBBZ nicht zu bewerkstelligen und mit Blick auf den sonderpädagogischen Förderbedarf der Schüler*innen nicht sinnvoll. Deshalb fordert Wahl: „Studienplätze müssen ausgebaut werden und die Attraktivität des Lehrberufs, gerade auch an Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren, erhöht werden. Es reicht nicht, pensionierte Lehrkräfte zu reaktivieren und auf Nachschub zu hoffen. Die Landesregierung muss endlich aktiv werden, um diesen Fachkräftemangel zu beheben!“