„One Billion Rising – Flashmob gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“

Am morgigen Dienstag findet von 17 bis 18 Uhr auf dem Elbenplatz in Böblingen ein Flashmob mit kurzen Redebeiträgen statt, um ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen zu setzen. Eine kleine Anfrage des SPD-Landtagsabgeordneten Florian Wahl zeigt, dass die Gewalt gegen Frauen überall im Land ab nimmt – außer im Kreis Böblingen.

Frauen sind in besonderem Maße von Gewalt in ihrem Privatleben betroffen. Fast immer geht die Gewalt vom Partner aus. ,,Das ist ein strukturelles Problem, bei dem sich der Machtanspruch mancher Männer gegenüber Frauen besonders krass manifestiert‘‘, sagt Florian Wahl.

Jedes Jahr am 14. Februar sind weltweit eine Milliarde Frauen aufgerufen, sich zu erheben, zu tanzen und sich miteinander zu verbinden. One Billion Rising (OBR) ist eine globale Kampagne für Frauensolidarität, die im September 2012 von der New Yorker Künstlerin und Feministin Eve Ensler initiiert wurde. Die eine ,,Milliarde‘‘ bezieht sich hier auf eine UN-Statistik, wonach eine von drei Frauen weltweit im Laufe ihres Lebens Opfer von Gewalt wird: Frauen werden geschlagen, zu sexuellen Kontakten gezwungen, vergewaltigt oder anderweitig missbraucht. Mit Tausenden von Veranstaltungen in über 150 Ländern der Welt fordert diese globale Kampagne ein Ende der Gewalt gegen Frauen.

Das Netzwerk One Billion Rising im Landkreis Böblingen besteht unter anderem aus: dem Arbeitskreis Mädchen im Landkreis Böblingen, AMILA – Beratungsstelle bei häusliche Gewalt, dem Frauenverband Courage Sindelfingen/Böblingen, pro familia Landkreis Böblingen e.V., der Frauenliste Herrenberg und thamar – Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt.

Für morgen ruft Florian Wahl alle Interessierten auf, sich ebenfalls am Flashmob zu beteiligen. ,,Der Flashmob ist eine gute Gelegenheit, ein Zeichen für alle Frauen und Mädchen zu setzen. Gewalt gegen Frauen ist leider weiterhin ein riesiges Problem! Es ist absolut inakzeptabel, dass eine von drei Frauen weltweit im Laufe ihres Lebens Opfer von Gewalt wird!‘‘, so Wahl.

Besonders besorgt ist Wahl über die Ergebnisse einer kleinen Anfrage, die er im vergangenen Jahr an die Landesregierung gestellt hatte.

Wahl hatte die Landesregierung nach der Zahl der Fälle von ,,Partnergewalt‘‘ gefragt. Als „Partnergewalt“ werden Übergriffe auf Frauen im persönlichen Nahbereich in der Polizeilichen Kriminalstatistik gesondert erfasst. Darunter versteht man jede Form von häuslicher Gewalt, die eine direkte physische oder psychische Einflussnahme auf Beziehungspersonen darstellt. Erfasst sind auch Fälle von Gewalt, die von Ex-Partnern ausgehen. Besonders häufig sind Straftaten gegen die persönliche Freiheit, die körperliche Unversehrtheit und die sexuelle Selbstbestimmung.

Die Entwicklung in Baden-Württemberg ist grundsätzlich eine positive: In den letzten drei Jahren ist die Zahl der erfassten Partnergewalt insgesamt gesunken. Das Bild im Landkreis Böblingen ist allerdings ein anderes: Nicht nur liegen die Zahlen hier über dem Landesdurchschnitt, sie steigen in den letzten Jahren auch stetig an. Hier werden besonders viele Frauen Opfer von Partnergewalt. „Besonders erschreckend ist, dass sich die Zahl der Vergewaltigungen durch (Ex-)Partner von 2020 auf 2021 im Landkreis mehr als verdoppelt hat“, findet Florian Wahl. „Das ist wirklich schockierend!“

Dass die Landesregierung bei der Beantwortung der kleinen Anfrage trotz dieser Auffälligkeiten keine Gründe liefert, die diese Abweichungen erklären könnten, ist überraschend. „Wir erwarten bei so einer so signifikanten Differenz der Zahlen zwischen Landkreis und Land eine zusätzliche Anstrengung des Landes bei der Beantwortung der Anfrage und kein lapidares Abtun. Es muss herausgefunden werden, ob hier ein strukturelles Problem vorliegt! Darauf aufbauend können wir dann speziell hier Strategien entwickeln, um Frauen im Kreis besser zu schützen.“

Linderung könnten Fachberatungsstellen schaffen, von denen es im Kreis Böblingen fünf gibt: AMILA, thamar, die Außenstelle des WEISSEN RING, die psychologische Beratungsstelle Böblingen und die mobile Beratungsstelle YASEMIN. „Die Beratungsstellen leisten hervorragende Arbeit und ich bin froh und stolz, schon lange mit einigen in Kontakt zu stehen und sie unterstützen zu dürfen“, so Florian Wahl.