Wie unpolitisch darf eine Israel-Reise sein?

Persönliche Gedanken zur Israel-Reise der Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut – auf welche ich sie letzte Woche begleiten durfte.

Wann immer ich Israel bereist habe, war ich voll mit Eindrücken von tollen Gesprächen – Widersprüchlichkeiten in diesem einzigartigen Land, zudem wir eine einzigartige Beziehung haben. Ich habe in den letzten Tagen viel nachgedacht. Wir haben spannende Menschen getroffen, viel über Start Ups erfahren, eine Gründer*innenkultur erlebt, die beeindruckt. Die Reise war gut organisiert, wurde umsichtig und professionell absolviert. Eine Sache treibt mich seitdem um. Wie unpolitisch darf so eine Reise nach Israel sein?

Wir sind in einer Zeit nach Israel gereist, die politisch hochinteressant ist. Erst vor kurzem hat die israelische Regierung ihre Mehrheit verloren und kann nur deshalb noch verhältnismäßig stabil regieren, weil die Opposition selbst auch keine Mehrheit gegen die Regierung zustande bringt. Darüber hinaus nehmen die Spannungen zwischen Israelis und Palästinenser*innen wieder spürbar zu. Im Kontext dieser Entwicklungen finde ich es bedenklich, eine Reise zu machen, die solche Themen nicht bewusst anspricht.

Ja, die Ministerin ist erste Außenhandelsvertreterin des Landes. Sie ist jedoch nicht nur die Vertreterin der Wirtschaft, sondern als Regierungsmitglied auch Repräsentantin unseres Bundeslandes und somit auch des Deutschen Staates in Israel. Auch der Holocaust und die daraus resultierende Deutsch-Israelische Geschichte war kein Thema. Die historische Verantwortung, die aus den Verbrechen der Schoa erwächst, und was diese auch für uns bedeutet, kam nicht zur Sprache. Es wurde im Programm keine Zeit für Gedenken eingeräumt. Während ich am Sonntag, dem Tag der Befreiung, noch in der KZ-Gedenkstätte Hailfingen/Tailfingen war und gemeinsam mit vielen anderen Menschen den Opfern der Naziherrschaft gedachte, war das später in Israel nicht auf dem Programm.

Das finde ich unheimlich bedauerlich. Ich finde, dass wir als offizielle Delegation aus Deutschland nicht einfach nach Israel reisen können als wäre es die Schweiz.